Standard des Altdeutschen Schäferhundes

1. Allgemeine Erscheinung

 

Der Altdeutsche Schäferhund ist mittelgroß.

Die Widerristhöhe ist mit Standmaß als Höhe des Knochengerüstes bei angedrücktem Haar zu messen, und zwar an einer den Ellenbogen des Hundes berührenden Senkrechten vom Widerrist zum Erdboden.

Die ideale Widerristhöhe ist 62,5 cm für Rüden und 57,5 cm für Hündinnen.

Ein Abweichen von 2,5 cm nach oben oder unten ist erlaubt.

Überschreitungen nach oben, wie ein Zurückbleiben unter dem Mindestmaß mindern den Gebrauchs- und Zuchtwert.

Der Altdeutsche Schäferhund ist leicht langgestreckt, kräftig und gut bemuskelt.

Seine Knochen sind trocken und das Gefüge ist fest.

Das Verhältnis von Höhe zur Länge und die Stellung und Lagerung der Gliedmaßen (Winkelung) sind so aufeinander abgestimmt, daß ein weit raumgreifendes, ausdauerndes Traben gewährleistet ist.

Er verfügt über ein wetterfestes Haarkleid.

Eine gefällige Erscheinung ist anzustreben, doch darf die Gebrauchstüchtigkeit des Hundes dadurch nicht in Frage gestellt werden.

Das Geschlechtsgepräge muß ausgeprägt, d.h. also die Männlichkeit des Rüden und die Weiblichkeit der Hündin muß unverkennbar sein.

Der dem Rassebild entsprechende Altdeutsche Schäferhund vermittelt dem Beschauer ein Bild urwüchsiger Kraft, Intelligenz und Wendigkeit, bei dem in wohlproportionierter Abgewogenheit nirgends zu viel und nirgends zu wenig ist.

Die Art, wie er sich bewegt und benimmt, muß unschwer erkennen lassen, daß in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnt und somit die körperlichen und geistigen Voraussetzungen geschaffen sind, die es ihm ermöglichen, bei großer Ausdauer jederzeit einsatzbereit zu sein als Gebrauchshund.

Nur dem geübten Fachmann ist es möglich, das Vorhandensein der für Altdeutsche Schäferhunde erforderlichen Gebrauchshundeigenschaften festzustellen.

Deshalb sollten nur Spezialrichter herangezogen werden, denen obliegt, die ihnen vorgestellten Hunde auf ihr Wesen einschließlich Schußgleichgültigkeit zu überprüfen.

Bei überschäumendem Temperament muß er führig sein, sich jeder Situation anpassen und die ihm zugedachten Arbeiten willig und mit Freude ausführen.

Er muß Mut und Härte zeigen, wenn es gilt sich, seinen Führer oder dessen Hab und Gut zu verteidigen.

Er muß auch freudig angreifen, wenn sein Führer dies wünscht, muß aber ansonsten ein wohl aufmerksamer, jedoch ein gehorsamer und angenehmer Hausgenosse sein, fromm zu seiner vertrauten Umgebung, vor allem zu Kindern und anderen Tieren und unbefangen im Verkehr mit Menschen.

Alles in allem ein harmonisches Bild natürlichen Adels und Achtung einflößender Selbstsicherheit.

2. Winkelung und Gangwerk

Der Altdeutsche Schäferhund ist ein Traber.

Sein Gangwerk läuft somit in diagonaler Fußfolge ab, d.h. er setzt immer in entgegengesetzter Richtung zum Hinterlauf auch den Vorderlauf auf.

Seine Gliedmaßen müssen deshalb so aufeinander abgestimmt sein, d.h. gewinkelt sein, daß er ohne wesentliche Veränderung der

Rückenlinie seine Hinterläufe bis zur Mitte des Körpers vorschieben und mit der Vorhand genau so weit ausgreifen kann.

Jede Neigung zur Überwinkelung der Hinterhand mindert die Festigkeit und Ausdauer.

Beim richtigen Verhältnis von Höhe zur Länge und entsprechender Laufknochen Länge ergibt sich ein raumgewinnendes Gangwerk, das flach über den Boden ablaufend, den Eindruck müheloser Vorwärtsbewegung vermittelt.

Bei einem nach vorn geschobenen Kopf, sowie leicht angehobener Rute ergibt sich bei einem gleichmäßigen und ruhigen Traben eine von den Ohrspitzen über den Nacken und Rücken bis zum Rutenende verlaufende, weich geschwungene gerade Rückenlinie.

3. Wesensart, Charaktereigenschaften und Veranlagung

Nervenfestigkeit, Aufmerksamkeit, Unbefangenheit, Führigkeit, Wachsamkeit, Treue und Unbestechlichkeit, sowie Mut, Kampftrieb und Härte sind die hervorstechendsten Eigenschaften eines reingezüchteten Altdeutschen Schäferhundes.

Sie machen ihn in vorzüglicher Weise zum Gebrauchshund im allgemeinen, insbesondere zum Wach-, Begleithund, Schutz- und Hütehund geeignet.

Seine Riechfähigkeit, verbunden mit einem Trabergebäude, das ihn ermöglicht, ohne körperliche Anstrengung die Nase dicht über dem Boden führend, ruhig und sicher Fährten auszuarbeiten, macht ihn im hohen Maße geeignet, als Fährten- und Suchhund zu den verschiedensten Zwecken eingesetzt zu werden.

4. Kopf

Der Körpergröße entsprechend (Länge ca. 40% der Widerristhöhe) ohne plump, zu fein oder überstreckt zu sein.

In der Gesamterscheinung trocken, zwischen den Ohren mäßig breit.

Stirn von vorn und von der Seite gesehen nur wenig gewölbt, ohne oder nur mit schwach angedeuteter Mittelfurche.

Backen: Verlauf seitlich in ganz sanfter Rundung und ohne hervorzustehen nach vorn.

Der Oberkopf (etwa 50% der gesamten Kopflänge lang) geht von oben gesehen von den Ohren zur Nasenkuppe sich allmählich verjüngend, mit schräg verlaufendem, nicht scharf ausgeprägtem Stirnabsatz in den, ebenfalls von oben gesehenen, keilförmig verlaufenden langen und trockenen Schnauzteil (Oberkiefer und Unterkiefer, der kräftig entwickelt sein muß) über.

Die Oberkopfbreite soll in etwa der Oberkopflänge entsprechen, wobei bei Rüden ein leichtes überschreiten und bei Hündinnen ein leichtes unterschreiten nicht beanstandet wird.

Der Fang ist kräftig, die Lippen sind straff, trocken und gut anschließend.

Der gerade Nasenrücken verläuft nahezu gleich mit der Verlängerungslinie der Stirn.

5. Gebiss

Muss gesund, kräftig und vollständig (42 Zähne, 20 im Ober- und 22 im Unterkiefer) sein.

Der Altdeutsche Schäferhund hat ein Scherengebiss, d.h. die Schneidezähne müssen scherenartig ineinandergreifen, wobei die Schneidezähne des Unterkiefers die Schneidezähne des Oberkiefers schneiden.

Auf-, Unter- und Überbeißen ist fehlerhaft, auch größere Zwischenräume zwischen den Zähnen.

Fehlerhaft ist auch ein gerades Gebiß, Schneidezähne schließen sich in gerader Linie.

Die Kiefer müssen kräftig entwickelt sein, damit die Zähne tief in die Zahnleiste eingebettet sein können.

6. Ohren

Mittelgroß, am Grund breit, hoch angesetzt, sie werden stehend (gleichgerichtet und nicht einwärts gezogen) getragen und sind spitz auslaufend mit der Muschel nach vorn gestellt.

Kippohr, kupierte Ohren und Hängeohren sind zu verwerfen.

Einwärts gezogene Ohren beeinträchtigen das Rassebild erheblich.

Welpen und Junghunde lassen während des Zahnwechsels mitunter bis zum 6. Monat, zuweilen noch etwas länger, die Ohren hängen oder ziehen sie einwärts.

In der Bewegung und in liegender Ruhestellung legen viele Hunde die Ohren an. Dies ist nicht fehlerhaft.

7. Augen

Mittelgroß, mandelförmig, etwas schräg liegend und nicht vortretend.

Farbe der Fellfärbung des Hundes angepaßt, möglichst dunkel.

Sie zeigen lebhaften, verständigen, selbstsicheren Ausdruck.

8. Hals

Kräftig, mit gut entwickelten Muskeln ohne lose Kehlhaut (Wamme).

Er wird in einem Winkel von ca. 45° zur Horizontalen getragen, richtet sich in der Erregung stärker auf und senkt sich beim Traben.

9. Rumpf

Die Rumpflänge soll das Maß der Widerristhöhe übertreffen.

Sie soll etwa 110 bis 117% der Widerristhöhe betragen.

In der Gesamtlänge kurze, quadratische, hochläufige Hunde sind unerwünscht.

Brust tief (ca. 45-48% der Widerristhöhe) aber nicht zu breit.

Unterbrust möglichst lang und ausgeprägt.

Rippen wohlgeformt und lang, weder tonnenförmig noch zu flach und bis zum Brustbein herabreichend, das bis zum Ellenbogen reicht.

Ein richtig geformter Brustkorb gestattet den Ellenbogen freie Bewegung, wenn der Hund trabt.

Ein zu runder Brustkorb verursacht Störungen und ein Ausdrehen der Ellenbogen.

Ein zu flacher Brustkorb verursacht eingezogene Ellenbogen, der Brustkorb reicht ziemlich weit nach hinten, so das die Lenden verhältnismäßig kurz sind.

Bauch mäßig aufgezogen.

Rücken einschließlich Lende gerade und kräftig entwickelt.

Zwischen Widerrist und Kruppe nicht zu lang.

Der Widerrist muß lang und hoch genug sein, gut angedeutet dem Rücken gegenüber, zu dem er sanft übergehen muß, ohne die Rückenlinie zu unterbrechen, von vorn nach hinten leicht abfallend.

Lenden breit, kräftig und gut bemuskelt.

Kruppe lang und leicht abfallend (ca. 23°).

Darm- und Kreuzbein bilden die knöcherne Grundlage.

Kurz abfallende oder gerade Kruppe unerwünscht.

10. Rute

Buschig behaart, sie reicht mindestens bis zum Sprunggelenk und darf nicht über die Mitte des Hintermittelfußes hinausragen.

Sie bildet am Ende, wenn auch unerwünscht, bisweilen einen seitlich abgebogenen Haken.

In der Ruhe in sanftem Bogen herabhängend getragen, wird sie in der Erregung und Bewegung stärker gebogen und gehoben.

Doch soll die Hebung nicht über die Vertikale hinausgehen.

Die Rute darf daher auch nicht gerade oder geringelt über dem Rücken gelegt werden.

Künstlich gestutzte Ruten sind unzulässig.

11. Vordergliedmaßen

Schulterblatt lang, schräg gestellt (Neigung ca. 45°) und flach anliegend.

Der Oberarm schließt sich in etwa rechtem Winkel an.

Er muß, wie die Schulter, kräftig und gut bemuskelt sein.

Unterarm von allen seiten gesehen, gerade.

Die Knochen des Ober- und Unterarmes sind mehr oval als rund.

Fesseln fest, aber nicht zu steil, aber auch nicht durchtretend (ca. 20°).

Ellenbogen weder abstehend noch angedrückt.

Die Länge der Laufknochen soll die Brusttiefe überragen (ca. 55%).

12. Hintergliedmaßen

Keulen breit mit kräftigen Muskeln.

Oberschenkel von der Seite gesehen schräg zum nur wenig längeren Unterschenkel, der sich im Winkel von etwa 120° anschließt.

Winkelung entsprechend der Vorhandwinkelung, ohne überwinkelt zu sein.

Sprunggelenk kräftig und fest.

Der Hintermittelfuß ist kräftig und bildet mit dem Unterschenkel ein straffes Sprunggelenk.

Die Hinterhand muß insgesamt kräftig und gut bemuskelt sein, damit sie in der Lage ist, in der Bewegung den Körper des Hundes mühelos nach vorn zu schieben.

13. Pfoten

Rundlich, kurz, gut geschlossen und gewölbt.

Sohlen sehr hart, aber nicht spröde.

Nägel kurz und kräftig, von dunkler Farbe.

Wolfsklauen finden sich manchmal an den Hinterläufen und sind in den ersten Tagen nach der Geburt zu entfernen.

14. Farbe

Schwarz mit regelmäßigen braunen, gelben bis hellgrauen Abzeichen, auch mit schwarzem Sattel, dunkel gewolkt (schwarzer Anflug auf grauem oder lichtbraunem Grunde mit den entsprechenden hellen oder braunen Abzeichen).

Kleine weiße Brustabzeichen oder sehr helle Innenseiten der Läufe sind zugelassen, aber nicht erwünscht.

Die Nasenkuppe muß bei allen Farbschlägen schwarz sein.

(Hunde mit wenig oder fehlender Maske, mit gelblichen Augen oder stechend hellen Augen, hellen Abzeichen an Brust und Innenseite der Läufe, sowie weißlichen Krallen und roter Rutenspitze oder verwaschenen weichen Farben, gelten als pigmentschwach).

Das Grundhaar, die Unterwolle, ist außer bei schwarzen Hunden, immer leicht grau gefärbt.

Die endgültige Färbung der Welpen ist erst nach Durchbruch des Deckhaares bestimmbar.

15. Behaarung

a) der (langstockhaarige) Altdeutsche Schäferhund:

Das einzelne Haar ist länger, nicht immer gerade und vor allem nicht straff am Körper anliegend.

Besonders im Ohrinneren, hinter den Ohren, auf der Rückseite des Unterarmes und meistens in der Lendengegend sind die Haare erheblich länger, sie bilden mitunter Ohrbüschel und Fahnen ab Ellenbogen bis Vordermittelfuß.

Die Rute ist buschig, mit leichter Fahnenbildung nach unten.

b) der langhaarige Deutsche Schäferhund:

Das Haar ist erheblich länger als beim langstockhaarigen Hund, zumeist sehr weich und scheitelt sich in der Regel auf dem Rücken.

Unterwolle ist nur in der Lendengegend oder überhaupt nicht vorhanden.

Beim langhaarigen Deutschen Schäferhund ist die Wetterfestigkeit und auch die Gebrauchstüchtigkeit erheblich herabgemindert.

Deshalb ist Langhaar unerwünscht.

16. Fehlerhaft

Alle Gebrauch, Ausdauer und Leistungsfähigkeit beeinflussenden Mängel in besonderem dem Geschlecht nicht entsprechendes Gepräge und schäferhundwidriges Wesen, wie Teilnahmslosigkeit, Nervenschwäche oder Überreizung, Scheuheit, mangelnde Lebenskraft und Arbeitsfreudigkeit, Monorchismus oder Kryptorchismus und zu kleine Hoden; weiche und oder schwammige Konstitution und Gehaltmangel; Farbenverblassung; Bläulinge, albinotische Hunde (d.h. Kakerlaken mit völligem Pigmentmangel, wie rote Nasenkuppe), Weißlinge (d.h. nahezu bis reinweiße Hunde mit schwarzer Nasenkuppe).

Maßüber- oder Unterschreitungen, Kümmerformen, hochläufige und in der Vorhand überladenen Hunde, zu kurze Gesamterscheinung, zu leichter oder plumper Bau, weicher Rücken, steile Stellung der Gliedmaßen sowie alle die Geräumigkeit und Ausdauer des Gangwerkes beeinträchtigende Mängel.

Zu kurzer, stumpfer, schwacher, spitziger oder überstreckter kraftloser Fang.

Vor- oder Überbeißen oder andere Gebißmängel, namentlich schwaches oder angegriffenes Gebiß.

Fehlendes Grundhaar (Unterwolle).

Hängende und dauernd schlecht getragene Ohren, gestutzte Ohren.

Gerollte, geringelte , wie überhaupt schlecht gehaltene Rute, gestutzte Rute (Stummelrute), angeborene kurze Rute.

Der Rassestandard des langstockhaarigen, bzw. Altdeutschen Schäferhundes unterscheidet sich von dem des Deutschen Schäferhundes nur in bezug auf die Haarlänge: nämlich Langstockhaar mit Unterwolle.

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