Patellaluxation

 
Röntgenbild einer Patellaluxation am linken Knie nach außen (rechts im Bild). Links vor, rechts nach Reposition. Man erkennt, dass in diesem Fall die Patella auch nach der Reposition noch nach außen (rechts im Bild) verschoben ist.
MRT nach Patellaluxation am rechten Knie. An der medialen Seite der Patella (oberes Bild) und der korrespondierenden Seite des lateralen Femurkondylus (unten), an der die Patella angeschlagen ist, finden sich Zeichen der Knochenkontusion.

Patellaluxation ist eine Kniegelenksverletzung, bei der die Kniescheibe (Patella) aus ihrer Führung springt (Luxation). Meist bewegt sich die Kniescheibe spontan in ihre Ursprungsstellung zurück (Reposition). Selten verbleibt sie in ihrer Verrenkungsstellung außen (lateral) am Kniegelenk.

Die Patellaluxation ist eine der häufigeren Knieverletzungen, die auch bei Tieren vertreten ist.

Ursachen 

Häufigste Ursache für eine Patellaluxation ist die angeborene Fehlausbildung der Kniescheibe und des Gleitlagers (Dysplasie) und in zweiter Linie eine Fehlstellung (Genu valgum, „X-Beine“) des Kniegelenkes. Dadurch gleitet die Kniescheibe tendenziell nicht zentral zwischen den Femurkondylen, sondern zu weit außen (lateral). Bei zunehmender Beugung kann es zu einer Verrenkung kommen. Begünstigend wirken Drehbewegungen im Kniegelenk z.B. beim Sport, wodurch der Ansatzpunkt der Kniescheibensehne nach außen verlagert wird und damit die Zugrichtung der Sehne verändert wird.

Wirkung 

Die Kniescheibe läuft bei der Verrenkung nicht in ihrem regulären patellaren Gleitlager auf der Oberschenkelrolle zwischen den Femurkondylen, sondern immer lateral an der lateralen Condyle entlang. Mit zunehmender Beugung kommt es zur Einklemmung der Kniescheibe, wenn die Sehnenspannung zunimmt. In dieser Verrenkungsposition ist eine Reposition der Kniescheibe nur unter Gewalteinwirkung und unter Entstehung von Knorpel-Knochen-Schäden sowohl an der Kniescheibe wie auch an der seitlichen Kondylenwange möglich. Dieser Knorpelschaden ist die schädlichste Auswirkung der Patellaluxation. Bei der Patellaluxation wird in der Regel der mediale Halteapparat der Kniescheibe (Retinakulum) zerrissen, wobei es zu einem Bluterguss in das Kniegelenk (Hämarthros) kommt. Bei zerrissenem oder gedehntem Retinakulum besteht eine erhöhte Gefahr der wiederholten Verrenkung (Rezidiv) oder sogar der gewohnheitsmäßigen Verrenkung (habituelle Luxation)

Behandlung 

In jedem Fall muss – falls dies nicht von selbst geschehen ist – die Kniescheibe eingerenkt werden. Hierbei sollte unter Anleitung des Arztes oder eines erfahrenen Sporttrainers das Knie langsam und vorsichtig wieder gestreckt werden, wobei die Kniescheibe fest mit der Hand geführt wird, damit sie nicht unvermittelt überspringt. Wenn die Kniescheibe vorsichtig in die Ausgangsposition geführt wird, kann diese ohne Begleitverletzung der Gelenkflächen wieder reponiert werden. Dabei sollte es nicht zu einem heftigen Einschnappen kommen, was einen Knorpelschadens verursachen kann. Der Betroffene merkt nach der Reposition eine deutliche Schmerzlinderung. Nach der Reposition sollte das Knie geröntgt oder eine CT-Aufnahme gemacht werden, um die richtige Lage der Kniescheibe zu kontrollieren.

Konservative Behandlung 

  • Gegebenenfalls Punktion des Kniegelenkes unter sterilen Bedingungen (wird heute nur noch ausnahmesweise durchgeführt)
  • Bandage, Orthese oder Gipshülse (Gipstutor)
  • Physiotherapie (Mobilisierung, Kräftigung des Vastus medialis musculi quadriceps)

Operative Behandlung 

Bei entsprechender anatomischer Konstitution (Patelladysplasie) kann bereits nach der ersten Kniescheibenverrenkung die Indikation für eine operative Therapie gestellt werden, da in der Mehrzahl der Fälle mit einem Rezidiv zu rechnen ist. Bei der sogenannten rezidivierenden Patellaluxation gibt es verschiedene operative Maßnahmen, die dazu führen, dass die Patella nicht mehr luxieren und dabei den Knorpel schädigen kann. Das Ziel der Operation ist eine Stabilisierung der Kniescheibe zentral zwischen den Femurkondylen in ihrem Gleitlager. Dazu wird das zerrissene mediale Retinakulum an seiner Rißstelle vernäht. Meist findet sich die Rissstelle genau an der Kniescheibenkante. Selten kann das Retinakulum auch am Epicondylus der medialen Oberschenkelrolle abgerissen sein. Als erste Maßnahme der Operation wird eine Kniegelenks-Arthroskopie durchgeführt, um die Retinakulumläsion in ihrer Lokalisation zu zeigen, um die Intaktheit der Gelenkoberflächen von Patella und Femurkondylen zu beweisen oder eine möglichen Knorpelschaden in Ausmaß und Lokalisation zu bestätigen. Weiter müssen auch alle anderen Gelenkstrukturen (Menisken, Kreuzbänder) kontrolliert werden. Die Rekonstruktion des Retinakulums durch Naht wird offen chirurgisch durchgeführt, weil eine genaue anatomische Adaptation unter Spannung arthroskopisch nicht möglich ist. Eine Reihe von Eingriffen kann zusätzlich oder alternativ durchgeführt werden. Hierzu zählt vor allem ein sogenanntes „lateral release", d.h. eine limitierte arthroskopische oder auch offene Durchtrennung des lateralen Retinakulums der Kniescheibe. Nach neueren Untersuchungen führt dieser Teil der Operation aber eher zu einer noch größeren Instabilität der Patella. Zudem wird die Durchblutung verschlechtert, weil die Kniescheibe über das laterale Retinakulum seinen wesentlichen Zustrom erhält. Bei besonderen anatomischen Voraussetzungen wie z.B. bei einer Lateralisierung der Ansatzsehne der Kniescheibe kann die Verlagerung des Ansatzpunktes (Tuberositas Tibiae) mitsamt der Sehne nach medial erfolgen. Hierzu sind eine Vielzahl von Operationsverfahren beschrieben:

  • OP nach Roux oder Elmslie (Tuberositas tibiae wird nach medial distal versetzt)

Bei vorgeschädigtem Retinakulum Gewebe und vielfachen Luxationen muß die mediale Rekonstruktion durch eine Bandverstärkung ergänzt werden.

  • MPFL(mediales Patello-femorales Ligament)-Rekonstruktion: Hierzu wird eine Sehne von der Knieregion verwendet, die auch bei der Kreuzbandplastik Verwendung findet: Es handelt sich um die Sehne des M. semitendinosus. Diese wird entnommen und im Verlauf des medialen Retinakulums vom Epicondylus medialis zur Patellakante geführt, wo sie jeweils mit Implantaten (z.B. Interferenzschrauben) fixiert wird. Diese Bandplastik erzeugt eine hohe Sicherheit gegenüber einem Luxationsrezidiv.

Sehr selten wird heute noch das dysplastische Gleitlager operativ angegangen. Der Aufwand ist hier sehr hoch und die Ergebnisse lassen meist zu wünschen

  • Trochleaplastik, hierbei wird die Gelenkfläche des Gleitlagers mit dem Meißel angehoben und unterfüttert, um ein gleichschenkliges Gleitlager und der Kniescheibe eine gute Führung zu erzeugen.

 

Quelle:wikipedia

Postoperativ müssen die Kniegelenk für einige Zeit in Streckung gehalten werden, bis das Retinakulum heilen konnte. Ein Entlastung des operierten Beines ist aber nicht notwendig. Nach ca. 6 Wochen ist mit einer Wiederaufnahme der freien Funktion zu rechnen.

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